Gefühlt hat sich der Fetisch verändert, nicht wahr? Künstler stehen offen zu ihrer sexuellen Vorliebe für Füße, Frauen verkaufen Fußbilder über verschiedenste Plattformen, Influencerinnen kokettieren mit den Füßen in den sozialen Medien.
Ein Thema, das so mancher Fuß-Feind am liebsten in die Untiefen der Fetischkeller verbannt wissen wollte, erhebt sich aus der „zweiten Reihe“ der sexuellen Vorlieben und stellt sich ganz frech neben volle Brüste und knackige Pos: Der Fußfetisch ist dabei, normal zu werden. Hast du auch das Gefühl, plötzlich wird mehr über das Thema Fußfetisch geredet?
Warum liegt Fußfetisch im Trend?
Zunächst einmal: Es steht zu bezweifeln, dass irgendein Mensch sich jemals eine Sexualität aus Modegründen verpasst hat. „Trend“ ist in diesem Zusammenhang also das falsche Wort. Die Frage, die wir stellen müssen, lautet:
Gibt es heute mehr Fußfetischisten als früher?
Die Antwort lautet: Ganz sicher nein. Wir gehen davon aus, dass die Zahl „echter“ Fetischisten sich ungefähr bei 6 bis 10 % der Männer einpendeln dürfte. Nicht mitgezählt sind Männer, die eine „kleine Neigung“ haben oder eine bestimmte erotische Vorstellung schätzen, in der Füße eine Teilrolle spielen. Diese Zahl liegt nämlich höher: Jeder Siebte involviert die Füße seiner Partnerin ab und zu in die Sexualität, ohne dass er deshalb direkt einen Fetisch haben muss. Wir zählen die Jungs, die vielleicht eine „kleine Vorliebe“ für hübsche Füße haben oder einfach nur „total okay mit Massagen“ sind also nicht dazu.
Die Zahl der echten Fetischisten ist also nicht besonders hoch. Wahrscheinlich war sie das früher auch nicht und (vermutlich) wird sie auch nicht wachsen. Weshalb kommt es uns allen dann so vor, als gäbe es mehr Fußfetischisten als früher?
Fußfetisch ist sichtbarer geworden
Viele Influencerinnen und It-Girls haben Fanseiten, die nur ihren Füßen gewidmet sind. Rapper verkünden, sie liebten ihre Mädels am liebsten in „Sneakers & Heels“. Moderatorinnen beschweren sich öffentlich darüber, dass ausgerechnet zu ihren Füßen noch kein „Fetischforum-Eintrag-Dingsda“ existiere. Quentin Tarantino beschenkt die Welt seit Anbeginn seiner Karriere mit Fuß-Szenen. Der Hashtag #footpic wird ganz unironisch von Lieschen Müller auf dem Instagram-Account benutzt, den auch Familie und Kollegen kennen. Fußfetisch ist sichtbarer geworden. Fußfetisch wird toleriert.

Fetisch als Trittbrettfahrer der LGBTQ-Toleranz?
Wir haben schon einmal die These aufgestellt, dass der Fußfetisch derzeit so „laut“ und öffentlichkeitswirksam auftritt, weil er sich im Fahrwasser der ebenfalls lauter und selbstbewusster werdenden LGBTQ-Bewegung wohl fühlt. Klar: Toleranz gilt für alle Sexualitäten, die zwischen einvernehmlich handelnden Erwachsenen stattfindet. Das ist nur fair. Die Fetischisten sind, was ihre Wahrnehmung in der Öffentlichkeit angeht, allerdings gebrannte Kinder:
- Da hagelt es gerechtfertigte Beschwerden über nervige „Schuh-Kaufgesuche“ seitens absolut unschuldiger Frauen
- Dann entpuppt sich irgendein Triebtäter wahrscheinlich mal wieder als verkappter Fetischist,
- Dann gibt es noch facebook- Dauersingle Günther, der ungefragt sexuelle Anspielungen zu den „geilen Füßen“ einer sechzig Jahre jüngeren Promidame ablassen muss.
Alles steht gegen den Fetisch. Sein Image ist entweder durch SM-Kellergeruch vorbelastet, seine „Anwender“ sind oft unangenehme Persönlichkeiten und dann gibt es da noch sein offensichtlichstes Paradoxon: Fußfetisch ist keine auf „Sexualorgane“ zentrierte Sexualität. Jedem geschlechtsreifen heterosexuellen Menschen der Welt erklärt sich Vaginalverkehr. Brüste lassen sich auch noch erklären. Aber Füße?
Mit Füßen kann man keine Kinder zeugen und keine Kinder säugen. Hier dürfen sich die Fans von weiblichen Hinterteilen und die Fußfans ruhig die Hand schütteln: Unser Bums gibt aus Perspektive der reinen Reproduktion echt keinen Sinn.
Weshalb ist das Thema Fußfetisch also ganz plötzlich überall?
Fußfetisch war schon immer da. Die Antwort auf die Frage, weshalb du plötzlich viel mehr davon wahrnimmst, liegt in den Medien, die du konsumierst und in den Punkten innerhalb dieses Artikels.
- Es gibt nicht mehr Fußfetischisten als früher. Aber mehr Medien, in denen sich mehr Menschen direkt oder indirekt austauschen können.
- Mehr Medienkonsum führt zu größerer Exposition mit zahlreichen Themen. Fußfetisch, sein „Skandalfaktor“ und die Not von Journalisten, mit einer schmissigen Headline den „Klick zu kriegen“ fördern lediglich seine Präsenz. „Jetzt kommt die Fuß-Beichte! Diese Promidame erzählt uns alles!“
- Die empfundene Steigerung der Fetischinhalte vermittelt den Fußfetischisten, dass ihre Sexualität plötzlich interessant und tolerierbar ist. Die Folge: Fetischisten „outen“ sich öfter und erzählen vielleicht sogar mit Selbstvertrauen von ihrer Vorliebe. Dein Kollege Florian hatte schon immer einen Fußfetisch. Dass er nun dazu steht hat das Thema lediglich in dein direktes Umfeld transportiert.
Fazit: Fußfetisch geht gerade dorthin, wo er sein sollte
Nämlich in die erste Reihe der sexuellen Orientierungen. In die Normalität. Nun müssen Fußfans sich nur noch ein paar unmögliche Verhaltensweisen abgewöhnen und die Normalos müssen lernen, dass ein neuer Player in der Stadt ist. Und er ist gekommen, deiner Freundin die Zehen zu lutschen.
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