Domina, Mistress, Herrin: Was bedeuten die Titel im Femdom?

BDSM, Fetisch und die Rollenspiele darin werfen gerne mit allerhand Bezeichnungen und Titeln für den oder die dominante/n Partner/in um sich. In vielen Fällen sind die Bezeichnungen persönlicher Geschmack, manchmal lassen sie jedoch auf den Kink dahinter schließen.


Wir erklären Femdom, Mistress, Herrin, Hotwife & Co

Das Vokabular des BDSM ist farbenfroh. Daher zwei kleine Disclaimer vorneweg: Dominante Männer können logischerweise genauso bunte Titel führen wie die Damen. Wir betrachten hier allerdings nur die Damen.

Die Zusammenhänge und Erklärungen könnten in individuellen Fällen nicht zutreffend sein – BDSM ist Sex und das ist die intimste und individuellste Sache der Welt. Wir möchten hier nur einen Überblick über die Bezeichnungen und Titel geben, die im Internet und der BDSM-Szene mit bestimmten Kinks, Vorlieben und Handlungen vorbelegt sind und oft in genau dieser Form anzutreffen sind.

Die Mistress

Manchmal wird diese Rolle mit dem Zusatz „Femdom Mistress“ verdeutlicht. Die Mistress übernimmt gerne eine dominante Rolle und ihr geht es um die erotische Verkehrung des traditionellen Rollenverständnisses zwischen Frau und Mann. Eine Mistress kann sich in BDSM ausleben oder auch vollkommen „vanilla“ sein. In der Regel gehört ein BDSM und Fetisch-Aspekt jedoch in ihr sexuelles Repertoire.

Im englischen Sprachgebrauch wird Mistress auch als Bezeichnung für die weibliche Affäre eines Mannes verwendet, was eventuell den Zusatz „Femdom – …“ erklärt.

Die Schlüsselherrin

Auch etwas hakelig eingedeutscht als „Keyholderin“ bezeichnet, versteht man unter der Schlüsselherrin die weibliche Person, die in Besitz des Schlüssels einer Keuschheitsvorrichtung für ihren Sklaven ist. Platt ausgedrückt: Sie besitzt den Schlüssel, der dem Mann erlaubt, einen Gegenstand wie den Keuschheitskäfig abzunehmen und übt somit Macht über dessen Sexualleben und somit auch ihn aus. Die Schlüsselherrin hat oft sadistische Züge und freut sich an ihrer machtvollen Stellung sowie dem aus dem gezwungenen Verzicht auf Sex entstehenden Leid ihres Subs.

Die Schlüsselherrin hat manchmal, je nach persönlicher Vorliebe, Schnittmengen mit der Hotwife.

Die Hotwife

Eine Hotwife ist eine auf Basis von gemeinsamem Konsens „untreue“ Ehefrau. Sie macht, da sie mit anderen Männern schläft, ihren Ehemann zu einem sogenannten Cuckold. Je nach Vorliebe und Lebensgestaltung des Paares, kann die Hotwife:

  • Sich dabei auf Augenhöhe mit dem „betrogenen“ Mann befinden und ihn sogar in die Wahl des nächsten Partners (oft „Bull“ genannt) einbeziehen
  • Parallel zu ihren Affären auch die Schlüsselherrin des Mannes sein (für besondere Erniedrigung im Sinne von: „Ich habe Sex wann ich will und mit wem ich will – du hast gar keinen.“)

Handelt es sich um eine offene Ehe oder ein Swinger-Paar, bei denen beiden Partnern erlaubt ist, Affären zu haben, handelt es sich nicht um eine Hotwife & ihren Cuckold.

Die Domina

Domina wird gemeinhin als Berufsbezeichnung verwendet. Hier erbringen dominante Damen eine im BDSM oder Fetischbereich verortete Dienstleistung gegen Geld an ihrem zahlenden Kunden. Eine klassische Domina bietet keinen Geschlechtsverkehr an.

Frauen die auch Sexualkontakt anbieten, firmieren oft unter der Bezeichnung „berührbare Domina“. Eine besondere Form ist die Bizarrlady, die sich auf seltenere Fetische und Vorlieben spezialisiert hat.

Die Geldherrin

Die Geldherrin betreibt sogenanntes Findom, ein Kofferwort für „finanzielle Dominanz“. Die Geldherrin ist meist im Internet anzutreffen und erniedrigt ihren oder ihre Sklaven durch die spielerische Erpressung von Geld oder dem Ausgeben des freiwillig gegebenen, als „Tribut“ bezeichneten Geldes. Die Sklaven werden oft als „Zahlsklave“ oder „Zahlschwein“ bezeichnet. Manchmal sind Geldherrinnen die zweite „Phase“, die Frauen auf dem digitalen Weg hinein in die Szene durchlaufen. Deshalb begegnen vielen Männern auf der Suche nach Fuß-Dates Geldherrinnen. Begonnen wird meist mit dem Verkauf von Fußbildern an die Kundschaft mit Fußfetisch.

Das Thema Findom ist nicht unumstritten. Wenn es von professionellen Dominas angeboten wird und unter Beachtung gemeinsamer Grenzen, was die Ausgaben des Sklaven angeht, ist es natürlich absolut in Ordnung. Die Vorstellung, einen wildfremden devoten Mann, dem man in den meisten Fällen nicht einmal persönlich begegnen muss, um sein Geld zu erleichtern, lockt viele schwarze Schafe unter den selbsternannten „Geldherrinnen“ an.

Eine gutaussehende Frau schaut auf den Betrachter herab. Sie ist ein Beispiel für eine Mistress oder Domina.

Die Gouvernante

Die Gouvernante war die gestrenge Lehrerin und Mentorin von Kindern wohlhabender Familien vergangener Zeiten. Ihr Auftreten, gerne garniert mit dem Rohrstock, wallenden Röcken, Hut und eng gebundenem Haar, ist ernst und respekteinflößend. Sie diente den Kindern, deren vielbeschäftigte Eltern keine Zeit für die mühevolle Aufgabe der Erziehung hatten, als Autoritätsfigur. Althergebrachte Erziehungsmethoden wie das Versohlen von Hintern vor der ganzen Klasse eingeschlossen.

Im Fetisch wird die Rolle der Gouvernante ins Erotische verkehrt. Die augenscheinlich absolut unerotische Gouvernante strahlt allein mit ihrem Auftreten und erotischen Gesten einen Aspekt des BDSM aus, der nicht von der Hand zu weisen ist. Der historisch-ironische Twist: Die Gouvernante begegnet dem Sub (der schließlich sehr „erziehungsbedürftig“ ist) gegenüber dominant. In der Realität vergangener Zeiten war sie jedoch oft genug gleichzeitig höriges Hausmädchen des Hausherren, sobald die Kinder zu Bett gingen.

Die Switch

Eine Switch ist eine Frau, die sowohl dominante als auch devote Neigungen auslebt und zwischen beiden Vorlieben wechseln („switchen“) kann. Die männliche Form ist schlicht und einfach „der“ Switch. Per Se ist „Switch“ keine Rolle, die man spielen kann und kein Titel den man sich aneignet. In der Realität und bei der Partnersuche begegnen uns jedoch viel mehr Switches als ausschließlich devote oder ausschließlich dominante Menschen.

„Die“ Femdom

Eine Frau „Femme“, die sich dominant gegenüber ihrem Partner verhält, wird manchmal als „eine Femdom“ bezeichnet. Dieses Phänomen ist allerdings sehr deutsch – wir haben noch nie eine englischsprachige Person gehört, die sagte: „My Femdom is a wonderful woman.“ etc. Unter einer Femdom kann im deutschsprachigen Raum also eine sexuell dominante Frau verstanden werden. Das Wort wird viel häufiger auf den allgemeinen Kink des (Gentle-) Femdom, also weibliche Dominanz, bezogen benutzt.

Und was ist eine Herrin?

Ein Titel. Herrin ist vor allem ein Titel, den sich eine dominante Frau im Rollenspiel aneignet. Egal, ob jemand Sub einer Geldherrin, Mistress, Domina, Hotwife oder Gouvernante ist: Es ist immer möglich, dass die dominante Frau wünscht, mit Herrin angesprochen zu werden.


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