Die Bücher von Lala Idrisse und die Inhalte, die wir in ihrem Namen oder im Namen ihrer Bücher posten gehören in zwei Nischen: Fußfetisch und Gentle Femdom. Aber was ist Gentle Femdom eigentlich?
Was Fußfetisch ist, erklärt sich beinahe von selbst. Bei Gentle Femdom wird es schon ein wenig schwieriger.
Die Begriffe Gentle & Femdom
Nehmen wir den Begriff auseinander und betrachten seine Einzelteile. Gentle ist das englische Wort für „sanft“. Femdom ist ein Kofferwort aus Female (weiblich) und Dominance (Dominanz). Wieder zusammengesetzt ergibt sich also die deutsche Übersetzung: Sanfte weibliche Dominanz.
Vorsicht: Gerne wird „eine Femdom“ oder „die Femdom“ als Bezeichnung für eine sich dominant verhaltende weibliche Person benutzt. Das ist allerdings eine kuriose Eigenheit des deutschsprachigen Raumes, wir haben über 3.000 internationale Follower auf Lalas englischem tumblr und noch nie Aussagen wie „my femdom told me to (…)“ gehört. Hier in diesem Artikel behandeln wir das Wort Femdom in seiner Natur als „Spielart“ oder „Kategorie“ der vielen BDSM Lifestyles, Vorlieben und Nischen.
Dominanz durch sanfte Führung
BDSM ist Sex. Und Sex ist die persönlichste Sache, die es überhaupt gibt. Demnach ist allein der Versuch einer Einordnung von sexuellen Vorlieben ein Tanz auf dem Vulkan – schließlich soll niemandes Art zu Lieben generalisiert, verallgemeinert oder gar herabgewürdigt werden, nur weil ein neuer „erotischer Trend“ auftaucht. Demnach: Was ihr hier lest, ist die Expertise einer Erotikautorin und drei ihrer seit Jahren in der BDSM-Szene aktiven kleinen Helferlein – kein in Stein gemeißeltes Gesetz.
Unterstellen wir also ganz frech: Femdom ist normalerweise nicht sanft. Es wird nach gemeinsamem Konsens und unter Einhaltung abgesprochener Tabus und Grenzen erniedrigt, bestraft und gefoltert. Kurzum: Es ist hart – und macht unglaublich Spaß. Dominanz führt, Devotion folgt, gehorcht und erduldet. Das wichtigste Sexualorgan ist dabei das Gehirn: Dom und Sub versuchen während des Spiels gemeinsam in ihren eigenen „Headspace“ einzutauchen, einen Ort der erotischen Selbstverständlichkeit und absoluter Freiheit, Gelassenheit und Ekstase.
Herrje, noch eine Schublade?
Nun steht hier das große Unbekannte: „Gentle Femdom“. Beim Gentle Femdom steht die Erreichung sexueller Befriedigung und Ekstase ebenso sehr im Vordergrund wie bei jedem anderen D/s Spiel, jedoch sind seine Methoden bedeutend sanfter. Gentle Femdom funktioniert über süße Fragen, über Streicheleinheiten, über zärtliche Führung. Er ist leiser und kommt oft mit wenig oder gar keinem klassischem Fetisch-Outfit aus – hier bleibt die ehrfurchtgebietende Lederkluft also im Schrank. Die Lady dominiert, wie sie gerade ist. Hinfort mit dem „Ritualcharakter“ der Session! Kurioserweise bedeutet das nicht, dass seine Mittel zum Zweck sanfter sind. Pegging, also die Penetration des männlichen Pos mittels eines Umschnalldildos ist eine häufige und beliebte Praktik bei männlichen Subs im Gentle Femdom.
Die Beherrschung der „sanften Waffen“ macht es aus
Wir schließen also: Gentle Femdom mündet in einem ähnlichen Höhepunkt und in einer ähnlichen Session wie der „gewöhnliche“ Femdom. Wo liegt nun also der Unterschied? Die Antwort: In der psychologischen Komponente, der Wahl der Spiele und im Gemüt der Spielpartner.
Gentle Femdom für den Kopf
Wenn Femdom die Peitsche ist, dann ist Gentle Femdom das leicht sadistische Spiel mit der Herausgabe und Vorenthaltung des Zuckerbrots. Der Sub bekommt Streicheleinheiten, wird höflich gefragt, ob er seiner Herrin eine Massage gibt, wird gelobt und wertgeschätzt. Viele Männer fühlen sich in dieser Fantasie wohl. Sie sind hier kein „dreckiger Nichtsnutz von Sklave“, sondern geschätztes Arbeitstierchen einer über ihnen stehenden Herrin, die mit gütigem Blick belohnt. Ganz brave Sklaven dürfen sogar ins Bettchen und die Beine spreizen für die Herrin mit ihrem Strap-On.
Gentle-Femdom Spiele: Sanft die Kontrolle überlassen
Die zärtlich dominante Frau übt ihre Macht hier nicht in Drohgebärden und Strafen, sondern in Verlockung und Reizen aus. Praktiken und Spiele, die sich häufig wiederfinden sind:
- Edging (das Hinauszögern des Orgasmus)
- Betteln
- CFNM (clothed female, naked men)
- Das Einbinden von Fetischen wie den Füßen und Nylons
- Streichelungen und Massagen
- Facesitting
- Pegging
- sanfte Spielarten der Objektifizierung (bspw. dient der Sklave als Fußstütze)
- Die Erbringung von Dienstleistungen wie dem Kochen für die Herrin
Das Mindset des Gentle Femdom: Fürsorge & Dominanz
Gentle Femdom schließt den Typus des „ungehorsamen Sklaven“ und seiner „strengen Bändigerin“ auf kuriose Weise aus. Hier muss niemand erst versklavt werden und niemand muss seine Stellung beweisen. Der Gentle Sub sehnt sich nach seiner Nützlichkeit und dem Gefühl, Freude zu bereiten. Die Gentle Dom wünscht mit Liebe umsorgt zu werden und spürt das Bedürfnis, ihre Freude hierüber kundzutun.
Es ist wirklich schlicht und einfach Femdom. Nur sanft.
Mehr von uns:
BDSM-Sprache erklärt: S&M versus Top & Bottom versus D/s
S&M, Top & Bottom, D/s: Wir versuchen, Neulingen zu erklären, worauf es bei den kleinen aber wichtigen Unterschieden ankommt.
WeiterlesenFür Einsteiger: Zärtliche BDSM-Ideen ohne Spielzeuge
Wir wollen kinky Spielideen geben, die kein Spielzeug benötigen, dabei aber trotzdem „sehr BDSM“ sind.
WeiterlesenDomina, Mistress, Herrin: Was bedeuten die Titel im Femdom?
Herrin, Domina, Mistress: BDSM wirft gerne mit Bezeichnungen und Titeln für die dominante Partnerin um sich. Wir erklären, was sie bedeuten.
Weiterlesen