Lala Idrisse hat mit Zehenlutscher VIBE 2 den lang ersehnten Nachfolger von (you guessed it!) Zehenlutscher VIBE veröffentlicht. Das günstige Büchlein ist ein exzellenter Einstieg in Lalas Welt und verlangt keine Vorkenntnisse in Sachen Fußfetisch, BDSM-Sprech oder gar der anderen Bücher von Lala. Genießt diese kleine Leseprobe aus der darin enthaltenen Kurzgeschichte „Paysex“.
Ich räusperte mich und legte eine Hand auf die Türklinke. Im selben Moment erinnerte ich mich der Tatsache, dass jedes im Flur gesprochene Wort auf dem Gang vor meiner Tür gehört werden konnte. Mein Gast würde sicherlich von meinem Räuspern auf meine Nervosität schließen, oder? Ich drückte die Klinke hinab. Mein Gast lächelte breit, streckte mir eine schöne Hand entgegen und zwinkerte: „Phillip?“
Ich nickte, „ja, bin ich. Hallo.“ Sie erwiderte das Hallo, schüttelte meine Hand und sah mich an. Ich trat zögerlich aus dem Türrahmen, „‘tschuldigung, ha-ha. Bitte.“ Mein Gast war eine gutaussehende Frau, die meiner ungelenken Aufforderung lächelnd nachkam. Ich wies auf die Tür zum Wohnzimmer, „bitte, äh. Mach‘ es dir bequem.“ Sie nickte, „die Jacke?“ Ich schnaubte, „klar, sorry! Bitteschön, hier“, und wies auf meine kleine Garderobe neben der Eingangstür, mein drittes „Bitte“ mit reichlich Peinlichkeit registrierend. Sie hing ihre Jacke auf und schaute zu Boden: „Schuhe aus?“ Ich schüttelte den Kopf, „nein, ist okay. Hab‘ dich ja erwartet, haha.“ Ein Stirnrunzeln, noch mit genügend professionellem Wohlwollen versetzt, um nicht von wirklicher Verwirrung zu zeugen, flog über ihr Gesicht. „Von wegen immer Putzen müssen, bevor und nachdem Gäste da waren“, erklärte ich und wies mit albernem Kichern auf den gefliesten Boden meines Flurs. Sie verstand, lachte gnädig „ach. Ja“, und begab sich ins Wohnzimmer. Ich folgte ihr und setzte mich neben sie auf mein Sofa. Ich hätte mich für diesen so richtig typischen Auftakt ohrfeigen können.
Adriana war eine Prostituierte. Ich hatte sie auf der Website einer Escort-Agentur gefunden und kontaktiert. Sie war schön, beinahe so groß wie ich und hatte eine großartige Figur. Am meisten gefielen mir ihr großer, breiter Mund und die hellgrünen Augen. Sie hatte markante Züge, die ihr großer Mund noch unterstrich. Ein Grund, weshalb ich mich für sie entschieden hatte. Das und die Tatsache, dass sie als eine der wenigen Damen auf der Website auch Bilder ihrer Füße in ihre Galerie gestellt hatte. Auf diese hübschen Füße, die in warmen Stiefeletten steckten, schaute ich jetzt gerade. „Super, dass es klappt“, sagte ich und legte meine Hände auf die eigenen Oberschenkel. Eine alberne Geste voll überforderter Ambition. „Ja“, lächelte sie diesen nächsten peinlichen Moment fort und stellte ihre Handtasche auf meinen Couchtisch, „deine Einladung klang super sympathisch“, erklärte sie und legte eine Geldbörse in betont diskreter Geste auf die gläserne Tischfläche. Ich schrak auf, „oh, bin ich blöd, sorry“ und griff nach meinem eigenen Geldbeutel, „klar, ha-ha, das Eingemachte zuerst, ne?“ Sie lächelte lediglich und nahm die abgesprochene Summe entgegen. Ich hatte mir einen ganzen Abend mit ihr gewünscht. „Dein erstes Mal mit Paysex?“, frage sie freundlich und ließ die Geldbörse in ihrer Tasche verschwinden. Ich räusperte mich, „hm – ja. Ist das okay?“ Sie prustete, „na klar. Du wirkst höflich.“ Ich lächelte.
„Dein Ding sind Füße, hattest du gesagt“, hob sie an und wandte sich mir zu, einen Arm lässig über die Lehne des Sofas gehängt und die Beine übereinander geschlagen. Ich räusperte mich erneut, „jopp, genau. Ich mag es, Füße zu massieren, zu küssen und…“, mir schoss die Röte in die Wangen, „zu lecken und alles.“ Sie grinste wissend: „… und alles?“ Ich schnaubte, „ja, ähm. Es gefällt mir auch, wenn die Frau dabei ein wenig die Kontrolle übernimmt.“ Ihr breiter Mund grinste weiter: „… ein wenig?“ Ich lachte so betreten wie ertappt, „ja. Also nicht so voll auf Domina gemacht, sondern eher so… intimer, verstehst du?“ Sie nickte lächelnd. „Du wirkst nervös.“ Ich seufzte, „das glaube ich sofort. Sorry dafür. Normalerweise bin ich ganz eloquent im Umgang mit Frauen und…“ ihr Kopfschütteln unterband diese dreiste Notlüge, mit der ich mich in den Augen einer Prostituierten zu einem souveräneren Mann quasseln wollte, als ich tatsächlich war.
„Phillip“, flüsterte sie und strich über meine Wange. Ihre grünen Augen fixierten mich. „Ich sehe dir an, dass du der Typ Mann bist, der mir noch vier weitere Scheine in die Hand drückt und sich auf Knien bei mir für den geilen Sex bedankt, nachdem ich ihn besinnungslos gevögelt habe. Du hast keinen Erfolg bei Frauen, du bist der Inbegriff des ungefährlichen, hyperangepassten Mannes, der den Unterschied zwischen etwas richtig machen und es jedem recht machen nicht kennt.“ Mein Mund stand weit offen. Sie neigte den Kopf. „Du stehst nicht auf Füße. Du hast einen Fußfetisch. Dessen schiere Existenz treibt dich seit der fünften Klasse in den Wahnsinn. Du willst nicht, dass die Frau ein wenig die Kontrolle übernimmt. Du bist lediglich dermaßen sexuell verunsichert, dass du dir eine egozentrische Faulenzer-Sexualität erschaffen hast, in der deine mangelnde Erfahrung zwischen den Laken keine Rolle spielt. Was ist ein wenig dominant für dich, Phillip? Ein bisschen Halsband angelegt bekommen? Soll ich dir nur eine Arschbacke versohlen? Möchtest du mir nur einen Fuß massieren? Sollen wir uns in dein Bett legen und du darfst ihn reinstecken, aber nicht anfangen, die Hüfte zu bewegen?“ Ich schüttelte den Kopf. Meine Lippen bewegten sich, doch ihr schlanker Zeigefinger legte sich darauf, „jede Antwort wäre fatal.“ Ich nickte.
Adriana erhob sich und ging mein Wohnzimmer gemessenen Schrittes ab, die Arme verschränkt. Sie betrachtete meine schneeweise TV-Konsole, die HiFi-Anlage, das Gemälde eines georgischen Graffitikünstlers an der Wand, meinen wie eine industrielle Werkbank aussehenden Designerschreibtisch. „Bist du ein Mensch oder eine Ansammlung von Einkäufen, Memes und Neurosen?“ Ihr Finger glitt über den Rahmen meines Flachbildfernsehers und sie betrachtete ihre Fingerkuppe. Kein Körnchen Staub. „Neurosen“, schloss sie. Ich schluckte. Sie zeigte ihre reinweißen Zähne, als sie erneut grinste: „Damit kann ich arbeiten, Sklave. Zieh‘ dich aus.“
Ende der Leseprobe.
Lala Idrisse über die sehr besondere Handlung von „Paysex“:
Mich faszinieren Prostituierte. Die geballte, einschüchternde, schon alles gesehen habende Sexualität, von den exotischsten – nennen wir es beim Namen: ekelerregendsten – Praktiken bis zum vor Nervosität schlotternden Kunden, der tatsächlich nur reden will; alles summiert sich in der Figur der Hure. Wussten Sie, dass es „Berührerinnen“ gibt, die alten Menschen in Heimen noch einmal in würdevoller Atmosphäre Sexualität erlebbar machen? Wie viele Nervenkliniken müssten neu gebaut werden, würden wir Prostitution verbieten? Wie viele Frauen würde dieses Verbot zugleich retten? Huren haben in Nietzsches Abgrund geblickt und als er in sie zurückblickte, fragten sie: „Was darf’s für dich sein, Schnucki?“

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